Rückblick

Mobilität „Die wollen keinen Neustart“

Datum02. Mai 2018
OrtSchloss Herrenhausen

Warum die Automobilindustrie die Chancen der Digitalisierung nicht nutzt

Ein Vortrag von Prof. Dr.  Andreas Knie, Berlin

„Am Ende des Tages könnten es vielleicht weniger Autos mit mehr Geschäft werden.“ Mit diesen Worten begann Prof. Dr. Knie seine Geschichte zur Digitalisierung der Automobilindustrie – oder eben keiner Digitalisierung. Der Politikwissenschaftler und Mobilitätsforscher führte seine Gäste mithilfe seiner Gedankengänge zur Entwicklung der Automobilindustrie durch den Abend: Bleiben deutsche Hersteller auf der Stelle stehen? Warum nutzt die Autoindustrie die Chancen der Digitalisierung nicht?

Über die ins Leben gerufene Autobahn und der Abschaffung von Geschwindigkeitsbegrenzungen

Der Traum vom Auto entwickelte sich stark zur Zeit des Nationalsozialismus, als die neu gebaute Autobahn die notwendige Infrastruktur bildete. Um Städte möglichst frei gliedern zu können, musste ein Verkehrsmittel her, das dies zulässt. Deutschland baute nach Ende des zweiten Weltkriegs also Straßen in großen Mengen. Es gab nur ein Problem: Es fuhren keine Autos auf ihnen.

Wie wurde aus dem Auto nun der Lieblingsgegenstand der Deutschen? Der Staat lockte seine Bürger zu Beginn mit der Abschaffung der Geschwindigkeitsbegrenzung auf die Straße. Autofahren sollte im Geschwindigkeitsrausch Endorphine freisetzen. Nach Scheitern dieser Strategie folgten Steuersenkungen für Autokäufe und weitere Glücksversprechen. Zu dem eigenen Haus, dem eigenen Garten und dem eigenen Hund folgte das eigene Auto.

Heute befahren etwa 65 Millionen Kraftfahrzeuge Deutschlands Straßen – und es werden jedes Jahr mehr.

Von Tellerrändern und dem Digitalitätsgott

Deutschland kann vieles gut – aber nicht über den Tellerrand gucken. Die Mehrheit der Autos überzeugt durch ihre Optik, aber nicht durch ihre Energiesparsamkeit. Nur 5 Prozent der Autos weltweit werden durch erneuerbare Energien angetrieben. Prof. Dr. Knies Meinung hierzu: Die Automobilindustrie wird keine Zukunft haben, vor allem in Zeiten der Digitalisierung. Vernetzung und Mobilität fordern die Branche heraus und stellen nach aktuellen Beobachtungen nicht ihre Zukunft dar.

„Der Digitalitätsgott hat uns die Digitalität geschenkt.“ In Zeiten des Smartphones – die erfolgreichste Erfindung überhaupt – vertrauen wir der Technik mehr und mehr. Was wir nicht auf unserem Display sehen, das existiert auch nicht. Nutzer wollen nicht warten, sie möchten Informationen und Gegenstände individuell, sofort und nur kurzzeitig besitzen. Aus diesem Grund verliert auch der Traum vom Auto an Bedeutung: Viele Menschen möchten es ein- bis zweimal nutzen und dann gerät der Traum in Vergessenheit.

Ebenso ist es bei der Markenbindung an einzelne technische Produkte, die durch die Digitalisierung nicht mehr sinnvoll ist. Knie betont immer wieder die Relevanz digitaler Plattformen. Denn heute machen vor allem die Firmen millionenfache Gewinne, die mit diesen Plattformen arbeiten – wie Amazon oder Apple. Die Automobilindustrie gehört (noch) nicht dazu.

Von digitalen Plattformen

Deutschlands Bürokratie und Gesetzgebung sind ein weiterer Grund für den Rückstand der Automobilindustrie in der Digitalisierung. Während amerikanische Firmen und Hersteller ihre Kunden an Visionen teilhaben und sie testen lassen, bleiben Deutschlands Firmen zurückhaltend. Warum den Endkunden in die Entwicklung einbeziehen, wenn Experten forschen? Richtig, bei der Bahn funktioniert das nur bedingt: „Entschuldigung, der Zug nach Hannover hat heute Verspätung, weil unser Zugführer noch etwas ausprobieren möchte.“

Prof. Dr. Knies Empfehlung: Damit die Automobilindustrie nicht in der Digitalisierung verschwindet, müssen zwei Strategien beachtet werden:

  1. Spalten Sie sich auf und entwickeln Sie sowohl Produkte als auch Plattformen.
  2. Lassen Sie Ihre Kunden in alltagsbezogenen Experimentierräumen teilhaben und binden Sie sie in die Produktentwicklung und Forschung ein.

 

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